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Wie kann man falsche Angst erklären?

Sie machen einen ganz entspannten Waldspaziergang, doch plötzlich zucken Sie zusammen und schreien auf, weil Sie eine Schlange gesehen haben … die sich dann jedoch als einfacher Zweig entpuppt. Diese Art von ultraschnellen Reaktionen hat eine internationale Forschergruppe untersucht und ist dabei von der Hypothese ausgegangen, dass die Angst in unserem Gehirn bereits aktiviert wird, wenn wir den eigentlichen Auslöser noch nicht einmal wahrgenommen haben. Was geschieht da in unserem Gehirn? Wir erklären es Ihnen.

Um dieses Phänomen der „falschen Angst“ erklären zu können, sind der Neurobiologe Constantino Méndez-Bértolo und seine Kollegen von den Universitäten Madrid und Genf (in einer Studie unter der Leitung der Forscher vom Campus de Excelencia Internacional Moncloa) von der Hypothese (die aus einer vorangegangenen Studie an Ratten hervorgegangen war) ausgegangen, dass die Amygdala dabei eine Schlüsselrolle spielt, ist sie doch verantwortlich für die Verarbeitung von Emotionen. Die Argumentation der Forscher war wie folgt: Wenn die Entdeckung eines alarmierenden Reizes schneller ist als seine bewusste Wahrnehmung, setzt dies voraus, dass die Amygdala bereits vor anderen Gehirnregionen, mithilfe derer wir die potenzielle Bedrohung konkret sehen können, aktiviert wird (insbesondere vor dem visuellen Cortex). C. Méndez-Bértolo führt aus, dass die Amygdala (die Teil des limbischen Systems ist) eine der am besten vernetzten Strukturen und in der Lage ist, „Projektionen von Gehirnregionen auf unterschiedlichen Niveaus“ zu senden und zu erhalten, und zur gleichen Zeit fähig ist, indirekt „physiologische Veränderungen und autonome Nervensystemreaktionen“ auszulösen.

Für ihre in Nature Neuroscience veröffentlichte Studie maßen die Forscher die Aktivität in der Amygdala von Patienten, bei denen zuvor aus anderen medizinischen Gründen (nämlich zur besseren Diagnose einer Epilepsie) Elektroden in dieser Gehirnregion (sowie im visuellen Cortex) implantiert worden waren. Zwei Experimente wurden durchgeführt. Im ersten sollten die Patienten (durch das Drücken eines Knopfes) anzeigen, ob die Bilder, die man ihnen zeigte (Gesichter mit ängstlichem, glücklichem oder neutralem Gesichtsausdruck), einen Mann oder eine Frau darstellten. Unter diese visuellen Reize mischten die Versuchsleiter auch verschwommene Bilder (Bilder, die aus niedrigen Raumfrequenzbestandteilen zusammengesetzt waren), auf denen man unterscheiden konnte, ob die Augen oder der Mund geöffnet waren, aber keine anderen Details zu erkennen waren. Die Ergebnisse dieses Experiments validieren die oben aufgestellte Hypothese, da gezeigt werden konnte, dass die Amygdala ein angsterfülltes Gesicht innerhalb von 70 Millisekunden erkennen kann, während der visuelle Cortex für eine Reaktion mehr als 100 Millisekunden braucht, um anschließend die Amygdala zu aktivieren („Achtung, das ist wirklich eine Schlange!“) oder zu hemmen („Keine Panik, das ist nur ein Zweig! ). Diese Verzögerung, die notwendig ist, damit Ihr visueller Cortex die Amygdala beruhigen kann, ist also verantwortlich für das Auftreten von falscher Angst.

Man muss sich also zwei Signalwege vorstellen, über die eine visuelle Information reisen kann: einen „Express“-Signalweg, der vom Thalamus direkt zur Amygdala führt und den nur die niedrigen Raumfrequenzbestandteile benutzen (in diesem Sinn reichen also grobe Sehinformationen aus, um die Amygdala zu aktivieren) und einen längeren Weg, der den Thalamus mit dem occipitalen Cortex verbindet, wo normalerweise die Sehverarbeitung beginnt (hier werden sowohl hohe als auch niedrige Raumfrequenzen übertragen). Im zweiten Experiment sahen dieselben Patienten anstelle von Gesichtern neutrale komplexe oder extrem unangenehme Bilder und sollten angeben, ob es sich um eine Innen- oder eine Außenszene handelte. Beim Vergleich mit den Ergebnissen des vorherigen Experiments konnten die Forscher feststellen, dass für komplexere visuelle Reize keine schnelle emotionale Reaktion (Express-Signalweg) vorhanden war.

Diese Untersuchung in spanisch-schweizerischer Zusammenarbeit könnte zu einem besseren Verständnis von Phobien und Angststörungen führen. Dr. Bryan A. Strange sagt dazu: „Die Reaktionen in der Amygdala sind so schnell, dass sie einen automatischen oder unbewussten Sehprozess widerspiegeln könnten, der erklären könnte, warum sich Angst manchmal unserer willentlichen Kontrolle entziehen kann. “
Quelle: Constantino Méndez-Bértolo, Stephan Moratti, Rafael Toledano, Fernando Lopez-Sosa, Roberto Martínez-Alvarez, Yee H Mah, Patrik Vuilleumier, Antonio Gil-Nagel, Bryan A Strange. A fast pathway for fear in human amygdala, in Nature Neuroscience, Juni 2016

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