Der Blick - das Schlüsselelement für Ihre Entscheidungen
Würden Sie einen Menschen von einem Felsen stürzen, um fünf weiteren das Leben zu retten? Merkwürdige Frage … Tatsächlich handelt es sich um eine der Fragen des sogenannten Trolley-Problems, dem berühmten moralischen Dilemma, bei dem man eine Entscheidung treffen muss, die unweigerlich ein Opfer fordert. Würden Sie es glauben, wenn man Ihnen sagen würden, dass Ihre Entscheidung auch von dem abhängt, was sie zum Zeitpunkt der Entscheidung gerade sehen?
Moralische Dilemmas oder Entscheidungen werden in der Psychologie häufig verwendet, um die Kriterien zu untersuchen, die bei der Entscheidungsfindung eine Rolle spielen. Die Beantwortung dieser Art von Fragen hängt von einer Reihe von Faktoren ab wie den kulturellen oder persönlichen Werten oder auch von der verfügbaren Antwortzeit. Weniger offensichtlich hingegen ist die Bedeutung der Sinnesreize für die Entscheidungsfindung, die – so wird gemeinhin vermutet – eher rationale Mechanismen anspricht.
Im vorliegenden Fall haben Wissenschaftler der Universitäten in London und Kalifornien den Blickverlauf der Probanden beobachtet, die auf schwierige moralische Fragen mit zwei Antwortmöglichkeiten wie „Lässt sich ein Mord rechtfertigen?“ antworten sollten Und das, ohne zu wissen, dass es sich um eine Aufnahme Ihres Blickverlaufs handelt. Gleichzeitig wurde eine der beiden Antwortmöglichkeiten zufällig angezeigt und die Person in dem Moment zur Antwort aufgefordert, als ihr Blick auf diesen Lösungsvorschlag fiel.
„Der Prozess, der zu einer moralischen Entscheidung führt, spiegelt sich in unserem Blick wieder. Wenn wir eine Entscheidung treffen, dann wird diese auch durch das beeinflusst, was unsere Augen wahrnehmen.“ Philip Pärnamets, Kognitionswissenschaftler an der Universität Lund und Co-Autor dieser Studie, kann das durchaus bestätigen, da er bei den Probanden beobachten konnte, dass diese sich systematisch für die angezeigte Antwort entschieden haben – als stamme sie von ihnen selbst.
Davon ausgehend könnte man also in die jüngste Vergangenheit zurückblicken und sich fragen, welche bedeutenden Elemente die eigenen letzten Entscheidungen mit Tragweite beeinflusst haben mögen. Bei diesem Ergebnis wird auch klar, wie einfach sich Menschen in ihrer Entscheidung beeinflussen lassen, indem man lediglich in ihrem Sichtfeld mit Elementen spielt. Das Beunruhigende daran ist, dass wir uns dieses Phänomens nicht bewusst sind ...
Quelle: Pärnamets P., Johansson P., Hall L., Balkenius C., Spivey M.J., Richardson D.C. Biasing moral decisions by exploiting the dynamics of eye gaze. Proceedings of the National Academy of Sciences, 2015; 201415250 doi: 10.1073/pnas.1415250112






