Ist das Gehirn dafür verantwortlich, wenn man keinen Käse mag?
Käse oder lieber Nachtisch? Für viele Franzosen ist die Wahl nicht leicht! Frankreich ist wahrscheinlich das Land mit der größten Käsevielfalt (es gibt fast 1600 verschiedene Sorten), trotzdem gibt es viele Franzosen, die Käse überhaupt nicht mögen. Wissenschaftler vom Forschungszentrum für Neurowissenschaften (Centre de recherche en neurosciences) in Lyon und vom Neurowissenschaftlichen Labor (Laboratoire Neurosciences) Paris-Seine wollten dieser Aversion auf den Grund gehen. Dabei haben sie eine erstaunliche Entdeckung gemacht … Funktioniert das Gehirn einer Person, die Käse nicht mag, etwa anders?
Zunächst aber: Weshalb haben die Forscher für die Untersuchung von Aversionen ausgerechnet Käse gewählt? Sie hatten intuitiv den Eindruck, dass relativ viele Menschen dieses Nahrungsmittel nicht mögen. Daher führten sie eine Untersuchung mit 332 Teilnehmern durch (145 Männer zwischen 16,03 und 72,45 Jahren; 187 Frauen zwischen 18,63 und 73,78 Jahren), um die individuellen Vorlieben zu untersuchen, wobei sie sich auf eine Liste mit 75 in 8 Kategorien unterteilten Nahrungsmitteln stützten (Obst, Käse, Wurstwaren, Fisch, Gemüse, Fleisch, Nachspeisen und Verschiedenes). Aus den Fragebögen geht hervor, dass eine deutliche Mehrheit der Befragten eine Aversion gegen Käse hat (6 %), eine Aversion gegen Fisch haben 2,7 %, gegen Wurstwaren nur 2,4 %. Von den Teilnehmern, die erklärten, eine Aversion gegen Käse zu haben, begründeten 60 % dies mit dem Geruch oder dem Geschmack, 18 % mit einer Laktoseintoleranz. 47 % von ihnen gaben zudem an, dass mindestens ein weiteres Mitglied ihrer Familie keinen Käse mag. Diese Zahlen legen nahe, dass es eine genetische Erklärung für die Aversion geben könnte.
Um herauszufinden, was im Gehirn geschieht, hatten die Wissenschaftler die Idee, mithilfe von funktioneller Magnetresonanztomografie 15 Menschen, die Käse mögen (Altersdurchschnitt 27,5; 11 Frauen), und 15 Menschen, die keinen Käse mögen (Altersdurchschnitt 30,8; 10 Frauen), zu beobachten. Die Teilnehmer wurden dabei Bildern und Gerüchen von insgesamt sechs verschiedenen Käsesorten (Blauschimmelkäse, Cheddar, Ziegenkäse, Gruyère, Parmesan und Tomme) sowie von sechs anderen Nahrungsmitteln (Gurke, Fenchel, Pilze, Pastete, Erdnüsse, Pizza) zur Kontrolle ausgesetzt. Um dann die durch visuelle und olfaktorische Reize ausgelösten Reaktionen im Gehirn konkret zu untersuchen, sollten die Teilnehmer angeben, ob sie den Geruch und den Anblick der Nahrungsmittel mochten oder nicht, und ob sie sie in diesem Moment gerne essen würden.
Bei den Personen, die keinen Käse mögen, stellten die Wissenschaftler überhaupt keine Aktivität im ventralen Pallidum (ein kleiner Teil des Gehirns, der bei Hunger aktiviert wird) fest, wenn der „Käse-Reiz“ gesetzt wurde, bei den Kontrollnahrungsmitteln jedoch war durchaus Aktivität messbar. Was jedoch noch überraschender war: Die Neurowissenschaftler konnten beobachten, dass die Gebiete des Gehirns, die am Belohnungssystem beteiligt sind (Globus pallidus und Substantia nigra), bei den Menschen, die keinen Käse mögen, stärker stimuliert waren als bei den Menschen, die Käse lieben. Dieses Phänomen legt nahe, dass das Belohnungssystem zugleich als Reaktion auf einen angenehmen als auch auf einen unangenehmen Reiz aktiviert werden kann. Um diese „Doppelnatur“ zu erklären, stellte Studiendirektor Jean-Pierre Royet die Hypothese auf, dass die beiden oben genannten Gehirnregionen zwei Arten von (dopaminergen) Neuronen mit komplementärer Aktivität beinhalten; die einen verbunden mit dem „belohnenden“ Aspekt eines Nahrungsmittels (Typ 1) und die anderen mit dem „aversiven“ Aspekt (Typ 2). Die Unterscheidung Vergnügen vs. Aversion würde damit auf der Art der Dopaminrezeptoren beruhen, die die Oberfläche der im Globus pallidus und der Substantia nigra vorhandenen Neuronen bedeckt.
Nun bleibt noch herauszufinden, weshalb 6 % der Franzosen beim Anblick eines Maroilles anstelle ihrer Typ-1-Neuronen („Herrlich!“) die Neuronen vom Typ 2 („Igitt!“) aktivieren ... Käsehasser müssen sich jetzt aber wenigstens nicht mehr für ihre Aversion schämen, sondern können sie mit wissenschaftlichen Erkenntnissen rechtfertigen!
Zunächst aber: Weshalb haben die Forscher für die Untersuchung von Aversionen ausgerechnet Käse gewählt? Sie hatten intuitiv den Eindruck, dass relativ viele Menschen dieses Nahrungsmittel nicht mögen. Daher führten sie eine Untersuchung mit 332 Teilnehmern durch (145 Männer zwischen 16,03 und 72,45 Jahren; 187 Frauen zwischen 18,63 und 73,78 Jahren), um die individuellen Vorlieben zu untersuchen, wobei sie sich auf eine Liste mit 75 in 8 Kategorien unterteilten Nahrungsmitteln stützten (Obst, Käse, Wurstwaren, Fisch, Gemüse, Fleisch, Nachspeisen und Verschiedenes). Aus den Fragebögen geht hervor, dass eine deutliche Mehrheit der Befragten eine Aversion gegen Käse hat (6 %), eine Aversion gegen Fisch haben 2,7 %, gegen Wurstwaren nur 2,4 %. Von den Teilnehmern, die erklärten, eine Aversion gegen Käse zu haben, begründeten 60 % dies mit dem Geruch oder dem Geschmack, 18 % mit einer Laktoseintoleranz. 47 % von ihnen gaben zudem an, dass mindestens ein weiteres Mitglied ihrer Familie keinen Käse mag. Diese Zahlen legen nahe, dass es eine genetische Erklärung für die Aversion geben könnte.
Um herauszufinden, was im Gehirn geschieht, hatten die Wissenschaftler die Idee, mithilfe von funktioneller Magnetresonanztomografie 15 Menschen, die Käse mögen (Altersdurchschnitt 27,5; 11 Frauen), und 15 Menschen, die keinen Käse mögen (Altersdurchschnitt 30,8; 10 Frauen), zu beobachten. Die Teilnehmer wurden dabei Bildern und Gerüchen von insgesamt sechs verschiedenen Käsesorten (Blauschimmelkäse, Cheddar, Ziegenkäse, Gruyère, Parmesan und Tomme) sowie von sechs anderen Nahrungsmitteln (Gurke, Fenchel, Pilze, Pastete, Erdnüsse, Pizza) zur Kontrolle ausgesetzt. Um dann die durch visuelle und olfaktorische Reize ausgelösten Reaktionen im Gehirn konkret zu untersuchen, sollten die Teilnehmer angeben, ob sie den Geruch und den Anblick der Nahrungsmittel mochten oder nicht, und ob sie sie in diesem Moment gerne essen würden.
Bei den Personen, die keinen Käse mögen, stellten die Wissenschaftler überhaupt keine Aktivität im ventralen Pallidum (ein kleiner Teil des Gehirns, der bei Hunger aktiviert wird) fest, wenn der „Käse-Reiz“ gesetzt wurde, bei den Kontrollnahrungsmitteln jedoch war durchaus Aktivität messbar. Was jedoch noch überraschender war: Die Neurowissenschaftler konnten beobachten, dass die Gebiete des Gehirns, die am Belohnungssystem beteiligt sind (Globus pallidus und Substantia nigra), bei den Menschen, die keinen Käse mögen, stärker stimuliert waren als bei den Menschen, die Käse lieben. Dieses Phänomen legt nahe, dass das Belohnungssystem zugleich als Reaktion auf einen angenehmen als auch auf einen unangenehmen Reiz aktiviert werden kann. Um diese „Doppelnatur“ zu erklären, stellte Studiendirektor Jean-Pierre Royet die Hypothese auf, dass die beiden oben genannten Gehirnregionen zwei Arten von (dopaminergen) Neuronen mit komplementärer Aktivität beinhalten; die einen verbunden mit dem „belohnenden“ Aspekt eines Nahrungsmittels (Typ 1) und die anderen mit dem „aversiven“ Aspekt (Typ 2). Die Unterscheidung Vergnügen vs. Aversion würde damit auf der Art der Dopaminrezeptoren beruhen, die die Oberfläche der im Globus pallidus und der Substantia nigra vorhandenen Neuronen bedeckt.
Nun bleibt noch herauszufinden, weshalb 6 % der Franzosen beim Anblick eines Maroilles anstelle ihrer Typ-1-Neuronen („Herrlich!“) die Neuronen vom Typ 2 („Igitt!“) aktivieren ... Käsehasser müssen sich jetzt aber wenigstens nicht mehr für ihre Aversion schämen, sondern können sie mit wissenschaftlichen Erkenntnissen rechtfertigen!
Quelle: Jean-Pierre Royet, David Meunier, Nicolas Torquet, Anne-Marie Mouly and Tao Jiang, The Neural Bases of Disgust for Cheese : An fMRI Study, in Frontiers in Human Neuroscience, Okt. 2016.