Liebe oder sexuelle Anziehung?

Um herauszufinden, ob es einen Unterschied zwischen diesen beiden Arten der Begierde gibt, haben Forscher der Universitäten von Chicago und Genf den Blickverlauf von Genfer Studenten in zwei Experimenten untersucht. Im ersten Teil sahen sich die Freiwilligen eine Reihe von Fotos mit jungen erwachsenen Paaren an, die interagieren oder sich ansehen. Im zweiten Teil wurden Fotos von Personen des jeweils anderen Geschlechts gezeigt, die direkt in die Kamera blicken. In beiden Fällen wurde der Blickverlauf der Versuchspersonen anhand von Geräten aufgezeichnet. Gleichzeitig sollten sie sich schnellstmöglich entscheiden, welche Gefühle die Personen auf den Fotos auslösten.
Anhand dieser Informationen konnten die Forscher feststellen, dass der Blickverlauf in den beiden Fällen sehr unterschiedlich war. Während die Versuchspersonen im Falle von „romantischen“ Gefühlen das Gesicht des Gegenübers fixierten, wanderte der Blick im Falle von sexuellem Verlangen weiter zum Körper. Und im Gegensatz zur vielleicht vorherrschenden Meinung wurde dieses Verhalten bei Männern und Frauen gleichermaßen beobachtet.
Umgekehrt wurde kein Unterschied im Hinblick auf die Antwortzeit festgestellt. Dies zeigt, dass das Gehirn diese beiden Gefühlsarten schnell verarbeiten kann.
„Durch die Identifizierung der Blickmuster, die für einen liebesbezogenen Stimulus verantwortlich sind, könnte die Studie auch zur Entwicklung von Biomarkern beitragen, die romantische Gefühle von sexuellen Wünschen unterscheiden“, erklärt John Cacioppo, einer der Koautoren der Studie, und fügt hinzu, dass dies auch in der Paartherapie Anwendung finden könnte.
Quelle: Bolmont M, Cacioppo JT, Cacioppo S.Love Is in the gaze: An eye-tracking study of love and sexual desire. Psychol Sci. 2014 Jul 16. pii: 0956797614539706.