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Sind Sie ein Klarträumer?

Klarträumer, sogenannte luzide Träumer, sind in der Lage, in Träumen ein anderes Leben zu leben. Ein Leben, das sie sich selbst aussuchen und in dem die Gesetze der Physik und Gesellschaft des echten Lebens nicht existieren oder besser gesagt, unter ihrer Kontrolle stehen. Nur sehr wenige Menschen haben die Gabe, zu wissen, wann Sie träumen. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um Klarträumer zu sein?

Während das Internet zahlreiche Tipps und Anleitungen zum Klarträumen bietet, haben deutsche Forscher nun herausgefunden, dass die Fähigkeit zum Klarträumen mit unserer Fähigkeit zusammenhängt, über das eigene Denken nachzudenken, der sogenannten Introspektion.

Vorab jedoch einige Definitionen. Ein Klartraum zeichnet sich zunächst dadurch aus, dass der Träumer weiß, dass er träumt, und sogar die Fähigkeit hat, den Traum zu lenken. Klarträumer sind sich darüber bewusst, wenn sie träumen. Seine eigenen Träume zu kontrollieren ist für viele eine verlockende Vorstellung, denn in diesen Träumen ist einfach alles möglich. Klarträumer können ihre größten Wünsche im Traum erleben und in den Träumen das erreichen, was im echten Leben nicht gelingt: den Lieblingsschauspieler treffen, Staatspräsident werden, fliegen wie ein Vogel oder – warum nicht – durch Wände gehen. Die Introspektion, also die Fähigkeit, das eigene Denken zu reflektieren, ist ein Begriff aus dem Bereich der Metakognition. Die Fähigkeit, über eigene Gedankengänge nachdenken zu können bzw. kognitive Prozesse bewusst zu steuern, beherrscht jeder von uns. So sind wir uns zum Beispiel der Zwischenschritte bewusst, die wir beim Lösen der Rechenaufgabe 28 + 14 im Geist vollziehen. Auch die Gründe für ein bestimmtes Verhalten können wir bewusst nachvollziehen.

Hirnforscher des Max-Planck-Instituts in München und Berlin haben nun die Hirnstrukturen von Menschen untersucht, die häufig klarträumen. Dabei stellten die Wissenschaftler signifikante Größenunterschiede bestimmter Hirnregionen bei Klarträumern und Nichtklarträumern fest. Insbesondere der anteriore präfrontale Kortex (auch vorderes Stirnhirn genannt) ist bei Klarträumern vergrößert. Dieser Bereich spielt eine wichtige Rolle für unsere Fähigkeit zur Introspektion. Zudem beobachteten die Forscher eine höhere Gehirnaktivität bei Klarträumern, wenn diese im Wachzustand Metakognitionsaufgaben lösten.

Offen ist bislang die Frage nach Ursache und Wirkung: Sind Klarträumer zu luziden Träumen fähig, weil ihre Fähigkeit zur Introspektion weiter entwickelt ist oder verhält es sich genau umgekehrt? Um diese Frage beantworten zu können, wollen die Forscher weitere Freiwillige im luziden Träumen trainieren und untersuchen, ob dadurch auch ihre Fähigkeit verbessert wird, selbstreflektierend zu denken. Die Ergebnisse der nächsten Studie werden sicher sehr interessant sein.
Quelle: Filevich, E., Dresler, M., Brick, T.R., Kühn, S. Metacognitive Mechanisms Underlying Lucid Dreaming. J Neurosci., 2015 Jan 21;35(3):1082-8. doi:10.1523/JNEUROSCI.3342-14.201