Sport als natürliches Heilmittel gegen Depressionen

Die Neuronen in unserem Gehirn kommunizieren miteinander über spezielle Moleküle, sogenannte Neurotransmitter. Diese Neurotransmitter werden von einem Neuron freigesetzt (Senderzelle) und von einem angrenzenden Neuron aufgenommen (Empfängerzelle). Die Neurotransmitter, darunter Noradrenalin, Dopamin und Serotonin, sind je nach Hirnregion und abhängig von den externen und internen Ereignissen des Tages in unterschiedlicher Menge zu finden. Bei depressiven Menschen sind bestimmte Neurotransmitter, insbesondere Serotonin, nur in geringer Menge vorhanden. Aus diesem Grund werden bei dieser Erkrankung antidepressive Substanzen eingesetzt, die eine Wiederaufnahme des Neurotransmitters durch die Senderzelle hemmen und so die Konzentration des freigegebenen, aktiven Serotonins im Gehirn erhöhen.
Die neue Studie wurde von Mirko Wegner vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Bern in Zusammenarbeit mit der Medical School Hamburg (MSH) durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass Sport und körperliche Aktivitäten wie Antidepressiva wirken, d. h. den Serotoninspiegel im Gehirn erhöhen. Grundlage der Studie waren 37 Metaanalysen mit Ergebnissen von insgesamt über 40.000 Personen.
Depressionen führen zum Absterben zahlreicher Zellen im limbischen System, einer zentralen Region im „Gefühlszentrum“ des Gehirns. Körperliche Aktivitäten und Sport wirken hingegen wie Antidepressiva, indem sie den Serotoninspiegel im Blut ansteigen lassen und das Wachstum der Nervenzellen im limbischen System anregen.
Die Ergebnisse dieser Studie sind vielversprechend, da sie eine natürliche und kostengünstige Methode ohne Nebenwirkungen aufzeigen, mit der diese Krankheit bekämpft oder zumindest deren Symptome gemindert werden können. Die Ergebnisse lassen jedoch keine Schlüsse zu, wie oft und wie lange Sport getrieben werden sollte, um diese Wirkung zu erzielen.
Da sich Depressionen u. a. durch Antriebslosigkeit und eine verlangsamte Motorik auszeichnen, ist auch fraglich, ob eine depressive Person überhaupt für sportliche Aktivitäten motiviert werden kann.
Quelle: Wegner M, Helmich I, Machado S, Nardi AE, Arias-Carrion O, Budde H. Effects of exercise on anxiety and depression disorders: review of meta- analyses and neurobiological mechanisms. CNS Neurol Disord Drug Targets. 2014;13(6):1002-14. doi: 10.2174/18715273