Warum wir weinen, wenn wir uns freuen

Wir reagieren mit Tränen auf ein stark positives Gefühl, um das emotionale Gleichgewicht wiederherzustellen. Zu diesem Schluss kommt Oriana Aragon der University of Yale, die zusammen mit Ihrem Team eine Studie zu diesem Thema durchgeführt hat, die in einer der nächsten Ausgaben der Fachzeitschrift „Psychological Science“ veröffentlicht wird.
Um die Hypothese bestätigen zu können, wurden den Studienteilnehmern Fotos von verschiedenen Säuglingen mit mehr oder weniger infantilen Gesichtszügen (rundes Gesicht und große Augen) gezeigt. Die Reaktion der Teilnehmer auf die Fotos wurde von den Forschern gemessen und mit der jeweiligen infantilen Ausprägung der Säuglinge in Relation gesetzt.
Säuglinge mit stark infantilen Gesichtszügen zogen dabei mehr Aufmerksamkeit auf sich und provozierten außerdem „aggressivere“ Reaktionen. Die Teilnehmer hatten einerseits das Bedürfnis verspürt, die Säuglinge zu beschützen und sich um sie zu kümmern, und andererseits den Wunsch, ihnen liebevoll in die Wangen zu zwicken und sie fest an sich zu drücken.
Für die Wissenschaftler haben diese paradoxen Gefühlsäußerungen in Situationen, in denen wir auf eine positive Erfahrung mit negativen Emotionen reagieren, einen eigenen Zweck. Sie dienen dazu, sehr starke positive Emotionen zu regulieren und somit schneller ein emotionales Gleichgewicht wiederherzustellen. Die Forscher fanden heraus, dass bei Personen, die mit dieser Art von Gefühlsäußerung reagieren, die positive Erregung fünf Minuten nach dem Betrachten der Bilder schneller abgebaut war.
Diese Verhaltensweise könnte auch erklären, warum wir auf negative Emotionen manchmal mit einem künstlichen Lachen reagieren.
Quelle: Aragón, O. R., Clark, M. S., Dyer, R. L., & Bargh, J. A. (in press) Dimorphous expressions of emotion: Evidence of concept in aggressive displays toward cute stimuli, Psychological Science.