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Wie kann unser Gehirn dazu führen, dass wir unehrlich sind?

Wer ein Ei stiehlt, stiehlt ein Kamel. Stimmt dieses Sprichwort auch aus neurowissenschaftlicher Sicht? Ein Forscherteam des Instituts für experimentelle Psychologie vom University College London (Vereinigtes Königreich) hält einen neuronalen Mechanismus für die Ursache von immer stärker zunehmender Unehrlichkeit. Ihre Untersuchung zeigt, dass wie bei einem Schneeballeffekt kleine Schwindeleien zu immer größeren Lügen führen könnten. Was geschieht dabei in unserem Gehirn?

Neil Garrett und Kollegen gingen bei ihrer Untersuchung davon aus, dass viele Betrügereien aus kleinen Schummeleien entstehen. So haben sie zunächst versucht, dieses Phänomen der Eskalation von Unehrlichkeit empirisch zu beweisen und in einem zweiten Schritt den zugrunde liegenden neurologischen Mechanismus untersucht. Sie haben bildgebende Verfahren zur Untersuchung des Gehirns mit einer Aufgabenstellung zum Verhalten kombiniert, bei dem die Teilnehmer wiederholt die Gelegenheit hatten, unehrlich zu sein.

Die Wissenschaftler erstellten zwei Protokolle, bei denen eine Person eine andere bei der Einschätzung einer Geldsumme beraten sollte und dabei wusste, dass in manchen Fällen eine Lüge ihr einen Vorteil bringen könnte ...

Im ersten Versuch wurde 55 Teilnehmern Folgendes mitgeteilt (34 Frauen und 21 Männer, Durchschnittsalter 23,02 Jahre): In einer Kabine werden Sie drei Sekunden Zeit haben, um das Bild eines Glases anzusehen, das eine bestimmte Menge an Geldmünzen enthält; anschließend werden Sie vier Sekunden Zeit haben, um einem anderen Schätzer in einer Nachbarkabine (der aber in Wirklichkeit nicht existierte) die Summe zu nennen, die Ihrer Meinung nach in diesem Glas enthalten ist; Sie werden also sein „Berater“ sein. Man sagte ihnen zudem Folgendes: Der andere Schätzer sieht ein kleineres Bild des Glases und das auch nur für eine Sekunde. Er wird nach Erhalt Ihres Rats eine Einschätzung in Ihrer beider Namen abgeben. Zum Schluss wird zufällig eine Versuchsversion ausgewählt, um eine eventuelle Belohnung zu bestimmen. Auf der Grundlage dieses Experiments wurden den Beratern verschiedene Belohnungsszenarien dargelegt; manche regten dazu an, zu lügen, um mehr Geld zu erhalten, manchmal auch zum Nachteil des Schätzers. So wurde etwa dem Teilnehmer mitgeteilt, dass er als Berater eine höhere Belohnung erhalten würde, wenn der Schätzer den im Glas enthaltenen Betrag zu hoch einschätzte. Anschließend wurde ein zweiter Versuch, der die Ergebnisse des ersten ausweiten und reproduzieren sollte, mit 25 Teilnehmern durchgeführt (18 Frauen und 7 Männer, Durchschnittsalter 20,76 Jahre).

Das Team um Neil Garrett stellte fest, dass das Ausmaß der Unehrlichkeit dann eher zunahm, wenn daraus größere Gewinne für den Berater entstanden. Tatsächlich wurden im Verlauf des Versuchs immer häufiger bewusst falsche Tipps gegeben. Diese Eskalation wurde beobachtet, wenn die Lügen dem Berater einen Vorteil verschafften, nicht aber dem Schätzer (hierfür verwendeten die Autoren den Ausdruck „eigennützige Lüge“). Die Neurowissenschaftler untersuchten mittels funktioneller Magnetresonanztomografie das Gehirn der Teilnehmer und beobachteten dabei, dass in einem Bereich des Gehirns, in der Amygdala, parallel dazu die Aktivität immer weiter abnahm. Diese Region ist eines der Emotionszentren im Gehirn.

Die Hypothese dazu lautet: Aus Angst vor Strafen wird bei der ersten Lüge die Amygdala aktiviert. Folgt aber keine Strafe, nimmt die Angst ab und verschwindet schließlich ganz … Es läuft ein regelrechter Abstumpfungsmechanismus ab, sodass die ungestraften Schwindeleien immer weiter zunehmen und das Gehirn kein Alarmsignal mehr empfängt. Der Studie zufolge könnte das Ausmaß der nächsten eigennützigen Lüge vorhergesagt werden, wenn bekannt ist, wie stark die Empfindlichkeit der Amygdala auf Unehrlichkeiten reduziert ist.

Zusammenfassend gesehen ist diese Untersuchung also beunruhigend, denn den Autoren zufolge unterstützt ein Mechanismus im Gehirn unter „günstigen“ Bedingungen das Eskalieren der Unehrlichkeit sogar!
Quelle: N. Garrett et al., The brain adapts to dishonesty, in Nature Neuroscience, 24. Oktober 2016.

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