Wie wirken sich Textnachrichten auf unser Gehirn aus?

Um herauszufinden, wie sich das Schreiben einer Textnachricht auf die Dynamik des Gehirns auswirkt, hat das Forscherteam aus Nervenärzten die Daten von 129 Patienten (darunter 53 Epileptiker) ausgewertet. Die Probanden wurden über einen Zeitraum von 16 Monaten beobachtet und einer Reihe verschiedener Tätigkeiten unterzogen: Textnachrichtenversand, Kognitions-, Aufmerksamkeits- und Artikulationsübungen. Dazu wurden in regelmäßigen Abständen Elektroenzephalogramme erstellt. Auf diese Weise konnten die Forscher eine Vergleichsanalyse der Hirntätigkeit der Teilnehmer vornehmen.
In 20 % der Fälle (auch bei den Epileptikern) haben sie beim Schreiben einer Textnachricht ein neues Intensitätsmodell der Hirnwellen entdeckt, das sie als „Texting-Modus“ bezeichnen. Dieser wird beim Griff zum Handy (oder Tablet) und dem Verfassen einer Textnachricht ausgelöst. Dieser bisher unbekannte spezielle Rhythmus tritt bei anderen Aktivitäten wie beim Telefonieren, Sprechen oder Bewegen nicht auf. Es wurde hierbei keinerlei Zusammenhang mit dem Alter, dem Geschlecht, der Lateralisierung oder der Art der Epilepsie festgestellt.
Laut Dr. William Tatum, Hauptautor der Studie, spiegelt dieser neue Aktivierungskreis die „Verbindung aus einem hohen Konzentrationsniveau (möglicherweise durch die kleinere Bildschirmgröße bedingt) und gesteigertem Zuneigungsbedürfnis wider“. Auch wenn es dem Forscherteam nicht gelungen ist, zu erklären, weshalb dieses Phänomen lediglich bei jedem fünften Probanden auftritt, so liefern die Ergebnisse jedoch eine fundierte „biologische Grundlage“ für ein Schreibverbot am Steuer. Doch Vorsicht: Auch im Gehen ist das Verfassen von Textnachrichten nicht ungefährlich.
Quelle: Tatum WO, DiCiaccio B, Yelvington KH. Cortical processing during smartphone text messaging. Epilepsy & Behavior. April 2016.